Pfeilerbasilika Münchenlohra

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Ansicht
Grundriss
Geschichtlicher Abriss
Die Basilika ist wahrscheinlich um 1170 von den Grafen von Lohra gestiftet worden, deren Burg sich in der Nähe befindet. Der Name Münchenlohra (früher Monkelare) lässt auf ein Mönchskloster an diesem Ort schließen, was allerdings nicht nachgewiesen ist. Belegt ist die Nutzung des Klosters von Benediktinerinnen und Augustinerchorfrauen, was auch an der Bauform der Kirche zu erkennen ist: Im Westen befindet sich über dem einer Krypta ähnlichen Unterbau die Nonnenempore. Die Wirren der Reformation setzten auch dem Kloster zu. Im Jahr 1525 fielen aufständische Bauern ein und vertrieben die Schwestern, sie konnten zwar zurückkehren, doch wurde vermutlich schon 1546 der Konvent endgültig aufgelöst. In Folge dieser Geschehnisse verfielen die Gebäude zunehmend. In den Jahren 1590-1701 gehörte das ehemalige Kloster der Familie von Gladebeck. In dieser Zeit wurden die meisten Klostergebäude abgerissen. Einzig die Kirche wurde vorerst geschont. Bodo von Gladebeck ließ sie 1666 einer Reparatur unterziehen. Davon berichtet sein Grabstein im nördlichen Seitenschiff.
Nach dem Aussterben derer von Gladebeck wurde Münchenlohra zu einem Domänengut der Landesherren, später preußische Staatsdomäne. Das ist wohl das traurigste Kapitel seiner Geschichte: Im Jahre 1732 brach man einen der beiden Türme ab, um mit den Steinen andere Gebäude zu errichten. Wenig später folgten der zweite und der Bereich der Westapsis. Ebenso wurden die Nebenapsiden und die Seitenschiffe abgebrochen. Der noch erhaltene Teil der Kirche, Hauptschiff und Kreuzarme, wurde mit hölzernen Emporen zur Dorfkirche hergerichtet. An den Außenwänden baute man Schuppen und Scheunen an
In diesem Zustand entdeckte der preußische Generalkonservator Ferdinand von Quast die Kirche im Jahr 1845. Er gab wesentliche Anstöße zu ihrer Wiederherstellung, die von 1882 bis 1885 nach den Plänen des Architekten K. Schäfer stattfand. Man versuchte, die Kirche weitgehend originalgetreu zu rekonstruieren, verzichtete jedoch auf den Wiederaufbau der Westapsis, da die Grabungsfunde zu spärlich waren. Die Kirche erhielt eine Ausmalung und Innenausstattung im Stil der Zeit. In den Jahren 1951 bis 1957 erfolgte die nächste große Kirchenrenovierung. Die Dächer des Kirchenschiffes wurden neu gedeckt, man bemühte sich, die Fundamentsetzungen zu bekämpfen, der lnnenputz wurde erneuert. Aus dieser Zeit stammen die Bleiverglasungen im Kirchenschiff, die Kronleuchter und der Orgelprospekt. Aus einer untergegangenen Kirche in der Altmark wurde der gotische Altar übernommen
.In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unternahm man wiederum große Anstrengungen zur Erhaltung der Kirche. Es wurde versucht, abgängige Fundamente mit Beton zu stabilisieren, es wurden Reparaturen an der Außenhülle der Kirche durchgeführt. Leider hatten diese Arbeiten nicht den gewünschten Erfolg: Die Risse in der Kirche nahmen Besorgnis erregende Ausmaße an. .
Deshalb begann 1994 die wohl. umfangreichste Bauphase seit der Rekonstruktion der Basilika im 19. Jahrhundert
Zunächst wurden Edelstahlanker ins Mauerwerk eingezogen. Dann wurde schrittweise mit der Neufundamentierung der Kirche begonnen. Durch die neu untermauerten Fundamente ist die Kirche jetzt direkt auf den gewachsenen Felsen gegründet.
Auch weiterhin sind, wie Sie bei einem Besuch sehen können, Arbeiten zur Restaurierung der Kirche erforderlich.
Doch genießen Sie die Schönheit der Basilika in ihrem jetzigen Zustand.
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Grabsteine und Epitaphen
In der Kirche befinden sich zwei bemerkenswerte Gedenksteine. Der Grabstein aus Alabaster im nördliche Seitenschiff enthält eine Information zur Baugeschichte der Kirche: Es ist gleichzeitig der Gedenkstein für Bodo von Gladebeck, der 1620 im Alter von 27 Jahren verstorben ist und für dessen Sohn Bodo. Dieser, so die Inschrift, hat 1666 „diese ganz wüst gewesene Kirche wieder anbauen lassen.“ Das ehemalige Kloster und die dazugehörenden Ländereien waren von 1590 bis 1701 Besitz der Familie von Gladebeck.
An der Nordwand des nördlichen Querschiffes befindet sich ein Epitaph in Gedenken an den vierjährigen Johann Christian Ehrich, den Sohn des Hofpredigers von Lohra. Der Gedenkstein enthält ein mit Öl auf Stein gemaltes Bildnis eines Jungen. Das von zwei Engelsköpfen umgebene Porträt ist mit einem Blätterkranz sowie Blumen- und Fruchtbehängen aus Alabaster geschmückt
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Der Marienaltar
Die Hauptapsis der Kirche ist durch den gotischen Flügelaltar geprägt. Der um 1 510/1 5 entstandener Schnitzaltäre stammt aus der zerstörten Kirche in Karritz in der Altmark. 1957 wurde er aus dem Stendaler Dom nach Münchenlohra gebracht.
Die Mitte des Altars, der Schrein, enthält eine Strahlenkranzmadonna mit dem Christuskind, das in der rechten Hand eine Kugel als Symbol der Weltherrschaft hält. Zu ihren Füßen knien zwei Engel, die Mariaweisen.
Umgeben ist die Madonna von den vier Jungfrauen Katharina, Dorothea, Margareta und Barbara. Sie werden als die Quattuor Virgines Capitalis, die vier wichtigsten Jungfrauen, bezeichnet.
Diese Art der Darstellung zeichnet Maria als Virgo inter Virgines, die Jungfrau der Jungfrauen, aus und soll die Besonderheit der Mutter Jesu Christi betonen.
Die Skulpturen in den Seitenflügeln stellen die zwölf Apostel dar.
Leider sind die Figuren nicht mehr ganz genau zu identifizieren, da ihre Attribute (Gegenstände, die sie kennzeichnen) verloren gegangen sind.

Eine Figur fehlt ganz. Der Unterbau des Altars, die Predella, zeigt die Reliefbüsten folgender Heiliger: Georg, Stephanus, Johannes der Täufer, Laurentius und Hieronymus.

Im Advent und während der Passionszeit bleiben die Flügel des Altars geschlossen. Auf den Außenseiten der Flügel, der Werktagsseite des Altars, sind Reste von Tafelmalerei zu sehen: Dort ist die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria durch den Engel Gabriel dargestellt.

Am Altar wurden 1956 und 1999 Restaurierungsarbeiten durch die kirchlichen Werkstätten in Erfurt durchgeführt.
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Der Taufstein
In der Apsis des südlichen Querschiffes befindet sich ein Taufstein aus rötlichem Sandstein, der aus dem 15. Jahrhundert stammt.

Vier der acht Seiten des Taufsteins enthalten Darstellungen im Halbrelief:

eine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes, eine Abbildung von Maria, die dem Kind auf ihrem Arm einen Apfel reicht (der Apfel symbolisiert die Weltherrschaft Christi), eine Darstellung des Heiligen Gangolf mit Rüstung, Lanze und Schild sowie eine Männergestalt mit Kelch, wahrscheinlich Johannes der Evangelist.
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Die Glocken
In der Blütezeit des Klosters war sicher reiches Geläut vorhanden, davon ist nichts mehr erhalten. Im Westbau der Kirche zwischen den Türmen befinden sich jetzt zwei Glocken. Die kleine Glocke wurde 1894 durch Peter Schilling in Apolda gegossen, die große Glocke trägt den Namen Maria und stammt aus der zerstörten Kirche von Groß Kayna: Sie wurde 1316 gegossen und im Jahr 2000 repariert. Sie hat etwa 700 kg Gewicht.
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Die Knauf-Orgel
Als man Mitte des 19. Jahrhunderts den Wert und die ursprüngliche Schönheit der Kirche erkannte, wurde neben den hölzernen Emporen auch die alte „Orgelbühne“, die eine alte Barockorgel beherbergte, abgerissen. Der Rest der ehemaligen Nonnenempore wurde nun zur Orgelempore hergerichtet. Ein neues Orgelwerk wurde bei dem Orgelbauer Knauf aus Bleicherode in Auftrag gegeben, das 1853 vollendet wurde.
Als später die ursprüngliche Gestalt der Kirche rekonstruiert wurde, baute man die Orgel um. Sie wurde vergrößert und erhielt 1885 ein neues Gehäuse aus Eiche im neoromanischen Stil. Im ersten Weltkrieg wurden die Zinnpfeifen beschlagnahmt und zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Es dauerte bis 1929, ehe man an ihre Wiederherstellung ging.
Doch schon im Jahr 1958 erfolgte der nächste Umbau. Der Historismus des 19.Jahrhunderts war verpönt, deshalb baute man den Orgelprospekt um. Seitdem prägt eine freistehende Pfeifenreihe das Bild der Orgel. Rund 1/3 der Pfeifen wurden durch andere ersetzt, um der Orgel einen barocken obertonreichen Klang zu geben.
Im Jahr 1998 erfolgte eine Generalreparatur der Orgel durch den Orgelbaumeister Brode, Heiligenstadt.
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Zum Patronat der Kirche

Der Heilige Gangolf (+ um 760) wurde als Patron von Quellen und Helfer bei Eheproblemen verehrt. Der Legende nach besaß Gangolf, ein gottesfürchtiger Edelmann am merowingischen Königshof, ein Kloster in Varennes-sur-Amance bei Langres. Da sein Kloster unter Wassermangel litt, soll Gangolf in der Champagne eine Quelle gekauft und sie durch ein Wunder zu seinem Kloster transferiert haben. Dort wurde sie zur Heilquelle. Als Gangolf von einem Feldzug nach Haus kam, musste er seine Frau des Ehebruchs mit dem Hauskaplan überführen. Obwohl er, Gangolf, Milde walten und beide am Leben ließ und ein neues Leben an anderem Ort beginnen wollte, wurde er vom Kaplan im Schlaf umgebracht.

Schon bald nach Gangolfs Tod begann seine Verehrung in seiner Heimatdiözese Langres, die mit den Eroberungen Karls des Großen in den Feldzügen gegen die Sachsen nach Osten getragen wurde.

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Quelle: Faltblatt der Evangelische Kirchengemeinde Münchenlohra
Außenansichten
Ostseite
Südseite
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Westseite
Detail Chor
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Detail Ostfassade
Detail Turm
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Innenansichten
Innenraum
Innenraum
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Grabsteine und Epitaphen
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Grabplatte
Grabplatte
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Epitaph in Gedenken an den vierjährigen Johann Christian Ehrich
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